Sommertage der Frauenspiritualität

17. August 15 JdF
Zwischen Erinnerung und Zukunft -  Rückblick und Vision
Mütter der frauenspirituellen Bewegung erinnern sich


Meine Impressionen von den Sommertagen der Frauenspiritualität im Juli 2015

Ziriah Voigt hatte eingeladen und viele, viele Frauen kamen, um voneinander zu lernen und sich um ihre spirituelle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu kümmern:

Erinnerung der Wurzeln, PräsentSein im Hier und Jetzt, Wachsen in die Zukunft.
 „Alte“ sind gekommen, die sich an die Anfänge erinnern, „Töchter“ und „Ahnkel-innen“ hören zu, gemeinsam werden Visionen gesponnen und Gegenwartsoptionen entwickelt.
Ein fruchtbarer Austausch zwischen den Frauengenerationen findet  Zeit und Raum.
Der Rat der Grossmütter ist ebenso vertreten wie die  jungen Hexen. An diesem Wochenende blüht in feuriger Sommershitze eine lustvolle Atmosphäre auf. Viele Impulse sind gesetzt.

           

Über 50 Frauen teilen ihre Be-Geist-erung und kehren gestärkt in ihren Alltag zurück.

„Frauen kommt her, wir tun uns zusammen,
Frauen kommt her, wir tun uns zusammen,
Frauen kommt her, wir tun uns zusammen,
gmeinsam sind wir stark."
(Zinnober)

 
Immer wieder tönt dieser Ruf durch Haus und Garten des Frauenlandhauses Charlottenberg. Die Luft flirrt vor SonnenHitze, knistert vor FrauenKraft und sprüht vor spiritueller Energie. Die Mütter dieser Tage, Ziriah Voigt, Annette Dieckmann, Gabriele Menzendorf und Helga Göpper haben gründliche Vorarbeit geleistet und gestalten das Treffen auf vielfältig-erfüllende Weise – innen wie aussen - reich an Wissen, Weisheit, Ideen und Impulsen.

Unterschiedliche Herangehensweisen wie Vorträge, workshops, Rituale und Gemeinschaft feiern, erinnern, nachdenken, meditieren, diskutieren, singen, tanzen, gut essen und trinken, Fräude, Buntheit, Schwesternschaft, Frauenlust schaffen eine äusserst lebendige Atmosphäre weiblich- mütterlicher Schöpfungskraft.

Wir spüren hin zu vielfältigen Fragen und Themen: Wie zeigt sich Frauenspiritualität - individuell und kollektiv, wohin führt sie uns, hat sie eine Geschichte, eine Zukunft, was bedeutet sie für jede Einzelne in ihrem Erleben und Tun?
Wie schwingt das Pendel der Frauenspiritualität zwischen Struktur und Experiment?

Das ist schliesslich das Thema des zentralen Vortrages von Ziriah Voigt:
„Frauenspiritualität zwischen Struktur und Experimentierfreude.
Eine weiss-rot-schwarze Einschätzung“

Seit den 80er Jahren in der spirituellen Frauenbewegung aktiv, arbeitet Ziriah bis heute an „rituellen Fachthemen und tanzenden Frauenenergien“, wie sie es in der Einladung formuliert. Die von ihr gegründete „Schwarze Hecke“  ist jetzt 25 Jahre alt geworden, sie war und ist gewidmet dem Wunsch, dass die Frauenspiritualiät wächst, stark wird und sich vernetzt. Und so wie damals  kommen auch heute wieder Frauen zusammen, um spirituelle Vielfalt  und Eigenmacht zu entwickeln. Ziriah erinnert an die Wurzeln der spirituellen Frauenbewegung und fragt nach Einschätzungen der Kontinuität in Gegenwart und Zukunft.
 
Susann Beltz, die krankheitshalber leider nicht kommen kann, hat in ihrem Grusswort geschrieben:
„Diese Tage sind ein grosses Geschenk an das Netz des Lebens in diesen herausfordernden Tagen, in denen wir als gesamte Menschheit stecken. Es braucht mutige Frauen, die Hoffnung und Zuversicht bringen,und den Glauben an das Gute und Schöne vertreten. Ich glaube an die Frauenkraft, ich weisss, das wir etwas bewirken können und gemeinsam können wir uns stärken und festigen. Es ist gut, so viele Zeuginnen zu haben, die die Frauenspirituliät teilen. Diese Tage werden nachhaltig sein.“

Wir treten mit Ziriah ein in die Thematik durch das Zeilentor von Ute Schiran aus
„Menschenfrauen fliegen wieder“ (1988)

                   


„Wenn ich aufsteig aus den Kesseln, bar und ledig meiner Fesseln, wenn die Menschentöchter tanzen, sich zur Frau und mich ins Leben.“

(Der Vortrag ist nachzulesen auf www.frauenspirisommertage.de)

Einen weiteren spannenden Vortrag bietet uns Jade Kress an mit dem Thema:
„Von „under the fullmoonlight we dance…“ bis zu den fernen Mysterienplanerinnen Urania, Neptun und Pluto“.

Jade erinnert in ihrem Astrovortrag an den politischen und spirituellen Zeitgeist der 1970er Jahre, aus dem die spirituelle Frauenbewegung entstanden ist. Diesen Zeitgeist bringt sie in Zusammenhang mit der Konstellation: Neptun im Waagezeichen, den die Jahrgänge 1940 bis 1957 in ihren Horoskopen hatten. Immer wieder setzt Jade die Kraft der Planetinnen in Bezug zur frauenbewegten Spiritualität. Zum Schluss berichtet sie in anschaulicher Weise von den Kräften, Krisen und Entwicklungschancen der aktuellen Transite der Kollektivplanetinnen. Jades Schlussfrage dreht sich um Macht, Ohnmacht, Eigenmacht.

Wie gehe ich damit um?
Diese Frage beschäftigt uns später noch im Zuammenhang mit den „Machtworten der Grossmütter“, über deren Entstehen und Energie Grossmutter KaraMA erzählt.
Jeden Morgen führen uns Gabriele mit Luna Yoga im Garten und Conny Hamann mit ihren Liedern in den Tag. Berührend das Tanzen nach „Two Drumbeats“ von Carolyn Hyllier:

„Tanzt mit mir, meine Töchter, in den Spiralen unseres Lebens, verbunden durch die beiden Trommelschläge, dem Herzschlag der Mutter, dem Herzschlag der Tochter“.
(frei nachgedichtet von mir,K.)


Im Lauf der Tage lernen wir uns immer intensiver kennen, nähern uns an, positionieren wir uns.  Die lauen Sommernächte tun ihr Bestes dazu.

welche Kraft bringt jede mit und ein?
Welche spirituellen Erfahrungen liegen bei mir zu Grunde?
Was möchte ich von dieser Zusammenkunft mitnehmen?
Was wünsche ich mir?
Was will ich bewegen?
Welches Thema, welche Frage ist mir in der Frauenspiritualität wichtig?

Drei Frauen bieten Workshops an. Marija Milana „Eigenmacht und spiritueller Schutz“,
Attis Sylke Beyn „Schamanismus“, Shira Rechenberg „Das Pentagramm des Feuers“.

Im lebendigen „Zimmer der Gegenwart“, sehen wir spannende und vielfältige Wirkweisen von Frauenpower zu Tage treten. Auf Tischen, Plakaten an den Wänden, im Laptop, in flyern, Prospekten, Fotos, mündlich und gedruckt gewähren die Frauen Einblick in die eigene persönliche spirituelle Praxis, stellen uns ihre „Kinder“ vor, die sie kreiert und hervorgebracht haben und die sie über alle Schwierigkeiten hinweg mütterlich hegen und pflegen.

Jetzt wird es turbulent, geräuschvoll, dynamisch, bewegungsfräudig beim „Spinnen und Weben“. Hin und Her geht es in den offenen Diskusssionsräumen der Fragen und Anliegen.

An mehreren Tischen liegen vorher eruierte Themenvorschläge und Papier für Notizen aus. Die Frauen wandern frei  von einem Thementisch zum anderen, diskutieren, suchen nach Antworten, lassen sich anregen, kommen miteinander ins Gespräch.
Zweifellos gibt es verschiedene Missionen von verschiedenen Frauen mit unterschiedlichen Grundeinstellungen und Grundverständnissen. Das Verbindende ist aber immer das Bedürfnis, das zu verändern, was als nicht positiv empfunden wird oder das zu schützen und zu bewahren, was als wertvoll geschätzt wird.
Die vorgegebenen Impulsbegriffe und was sie ausgelöst haben, möchte ich in Stichworten wiedergeben nach meiner individuellen Wahrnehmung:

Vernetzen

wenn wir der Meinung sind, wir uns stärker vernetzen zu wollen, gibt es mehrere Möglichkeiten: erfahrene Ritualfrauen, die Kontakt zu den anderen und neu interessierten Frauen haben wollen, suchen und bieten Gelegenheiten, ihr Wissen und ihre Ritualerfahrung weiterzugeben, Vernetzung in die Menge mit den Frauen, die vielleicht Interesse haben, über Frauenbuchläden, das internet, Frauenveranstaltungen, Zeitungsannonce u.ä. Frauen aktivieren, die in unserer Nähe sind. Der harmonische Weg geht  über flyer, Prospekte u.ä.. Dafür sorgen, dass es in den Medien publik wird. (Der krasse Fall: pussy riots.)
                        

Immer  bewegen wir uns in diesem Spannungsfeld von Konfrontation und harmonischem Aufeinanderzugehen von Frauen. Wir brauchen beides, jedefrau nach ihren Möglichkeiten. (s. Grenzen und Eigenmacht)

Öffentlich werden
Hier tauchen Fragen auf, die offen bleiben und die wir mitnehmen und individuell, bzw.in unserem Umfeld bearbeiten: Wie kann ich in die Öffentlichkeit gehen und dabei das, was mir wichtig ist, weiterhin schützen und gleichzeitig das Thema Frauenspiritualiät voranbringen?

Können die eigenen Wurzeln erhalten bleiben unter dem Blick der Öffentlichkeit?
Will ich mich in dieser Welt präsentieren als frauenbewegte spirituelle Frau?
Wie kann ich meine Spiritualität leben, wenn ich Angst haben muss, meine berufliche Lebensgrundlage zu verlieren?

Ist Frauenspiritualität nur für Frauen oder können und wollen wir sie öffnen?
Frauenspiritualität als Keimzelle zum Weiterentwickeln ist ein Schutzraum für die Seele, den nicht alle allen öffnen möchten. Allzu oft mussten wir uns und unsere Spiritualität verteidigen, rechtfertigen, unsere Kraftquelle schützen.

Andere wollen diese verständliche Verweigerung nicht unbedingt pauschalieren, sondern von konkreten Beispielen und der Thematik  abhängig machen.

Wie können wir Spiritualiät an die junge Generation weitergeben?
Dafür gibt es bereits erfolgreiche Ansätze:  Mütter/Töchter/ Arbeit, Tanten/Patenkinder, spirituelles coaching, Matinschaft, Grossmutterräte.
Dabei gibt es die zwei Prämissen: eine heisst,es geht nur über die persönliche Beziehung und die andere sieht daneben die Erfahrung, dass die jungen Mädchen dort abzuholen sind, wo sie halt nun mal sind, z.B facebook.

Welche Tabus locken, bzw. sind zu überwinden?

Tabus sind schwer zu greifen, haben immer etwas Nebulöses, deshalb sind es ja auch Tabus. Wie also gehe ich mit mir und meiner Spiritualität um? Bin ich eigenmächtig oder fremdbestimmt? Was bedeutet Eigenmacht?  Nehme ich mir die  Vollmacht, autorisiere ich mich selbst, zu denken und zu handeln? Macht als Tabu? Ist es für Frauen erlaubt, Macht zu haben?  Was kann geschehen, wenn viele Frauen in ihre Eigenmacht gehen?

                         Kraft heisst, ich kann,
                         Macht heisst, ich will!

Deshalb hat der Rat der Grossmütter ( vom Hohle Fels) eben nicht Kraft- sondern Machtworte kreiert und sendet sie als solche bewusst in die Welt, in die Öffentlichkeit.
Die Grossmütter mischen sich ein. Eigenmächtig übernehmen sie Verantwortung. Grossmütter sind Töchter der Erde und ihre machtvollen Hüterinnen. Sie sagen Stopp und let’s move.

Wo finde ich Vorbilder für Spiritualität im Alter?

Vor allem Frauen, die spät ihren spirituellen Weg gefunden haben, wünschen sich Begleiterinnen, Impulsgeberinnen, Orientierungshelferinnen. Doch wo finden sich Frauen im Alter, die spirituell leben, die ihr System finden oder gefunden haben und dieses leben und weiterleben wollen? Wo sind die  Frauen, die meine Art von Spiritualität mit mir teilen wollen? Ein Ansatz ist die Suche nach alternativen Wohnformen, z.B. eine neue Art von Beginenhäusern u.ä.
 
Keine befriedigenden Antworten gibt es bislang für Situationen von Krise, Krankheit, Gebrechlichkeit. Es ist letztlich die Frage nach den Töchtern und Söhnen der in patriarchalen Strukturen lebenden altgewordenen Mütter und Väter.

Auch mit solchen dringenden existentiellen Problemen beschäftigt sich der Rat der Grossmütter sowohl in Gesprächsrunden, als auch meditativ und auf rituelle Weise.
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Unser wunderschönes kraftvolles Abendritual möchte ich in Umrissen skizzieren:
Tanzend und singend beginnen wir das Ritual: „We all come from the goddess“.
Wir begrüssen die Elemente: „Erde mein Körper, Wasser mein Blut, Luft mein Atem und Feuer meine Seele“. Marija Milana lädt uns ein und zeigt uns Wege, wie wir in unsere Mitte, in unsere Kraft kommen. Ziriah bittet mit ihrem Rasseln die Geister, uns beim Aufbau unserer inneren Kraftfelder zu unterstützen. Danach füllen wir den Raum durchschreitend mit unseren Kraftfeldern.

Zeichnungen nach Motiven und Symbolen von Marija Gimbutas sind auf dem Boden ausgebreitet, zu denen wir in einen tieferen spirituellen Kontakt treten wollen.

                             

Ein Weg ist der künstlerische Ausdruck, d.h mit dem bereitgestellten Material kann ein sichtbares Objekt entstehen, der andere Weg ist das meditative Gehen durch den Raum bis eines der Symbole mich ruft, um das sich nach und nach weitere  Frauen einfinden, um schliesslich mit ihrern Körpern auf dem Boden liegend die Form des Bildes gemeinsam nachbilden. Auf diese Weise nehmen alle miteinander Verbindung auf mit diesen uralten überlieferten Symbolen. Trommeln führen uns in eine leichte Trance.
Danach formen wir im Inneren Worte der Kraft, die wir geschenkt bekommen haben und die wir nun aussenden können. Wir schreiben die Worte schweigend auf die Blätter mit den Zeichen. Mit einem Tanz bringen wir sie in Schwingung.

Wir spüren hin nach einem Frauenplatz, an dem Frauenspiritualität in irgendeiner Weise gefeiert wird, dem wir die Worte der Kraft schicken möchten. Jede, die will, geht in die Mitte, benennt den Frauen- oder Mutterort und sendet ihm laut und kraftvoll ihre starken Worte, begleitet und unterstützt von der Kraft des Kreises.

Wir danken den Elementen und öffnen den Kreis.

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Der letzte Tag dieses Wochenendes, in dem trotz oder gerade wegen der feurigen Hitze der leidenschaftliche Geist von Aufbruch und Bewegung und unermüdlichem Ringen um Wahrheit lebendig zu spüren ist, steht unter dem Motto:

 Wo steht die Frauenspiritualität heute? Was sind jetzt die aktuellen Aufgaben?

Unter dem Titel „Bewahren – wandeln- weitergeben“ zeigen vier „Impulsfrauen“
ihren Standort und persönlichen Blick auf die Kontinuität der Frauenspirtualiät.
Shira schildert ihren politisch- spirituellen Weg und wo sie in derReclaimingbewegung  steht.

Gabriele gibt uns Einblick in ihre spezielle Perspektive als Ostfrau.

Attis‘ Weg  ist der der Kämpferin, Amazone, Hexe.

KaraMA Beran erzählt in ihrer Eigenschaft als Grossmutter vom Rat der europäischen Grossmütter.

Kim Engels vom Frauenmuseum moderiert die nachfolgende Diskussion um Frauenkräfte heute. Jetzt ist Platz für Persönliches, denn Frauenspiritualität ist und darf nicht abstrakt und abgehoben sein, sondern muss auch einen persönlichen Herzschlag spüren lassen, damit jede ihren ur-eigenen Weg sehen, begreifen und „wandeln“ kann.
Mit einem rituellen Abschluss, in dem wir „spirituelle Kostbarkeiten“ weitergeben, enden diese wunderbaren Sommertage der Frauenkraft- Solidarität- Spiritualität.
Grosse Wertschätzung und Herzensdank  gebührt allen Teilnehmerinnen, allen Unterstützerinnen und besonders Ziriah und ihren Musen.

KaraMA

„Schwestern aus der Vergangenheit,
Schwestern in  alle Ewigkeit,
Schwestern in der Verbundenheit,
jetzt und heut.“
(Zinnober)