Corona - eine Chance zum Wandel

25. März 20 JdF

„Ihr lieben Großmütter, wo seid ihr? Habt ihr Rat für uns alle?
Was ist das für eine seltsame Lage, in der wir nun sind?
Bitte meldet euch zu Wort....."

Dieser Brief kam über unsere Homepage. Zunächst freuen wir uns riesig über diesen Aufruf. Er hat uns wach gerüttelt. Die Schreiberin hat uns beim Pacha-Mama-Camp kennen gelernt und zeigt deutlich, wie wichtig ihr unsere Antwort ist. Das ist schön.

Ja, wo sind wir? Was haben wir zu sagen in Zeiten von Unsicherheit und Angst? Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes gefragt und wollen eine Antwort versuchen.

Wir sind genau da, wo wir hin wollten – mitten im Wandel. Natürlich wollten wir das schmerzfrei und vor allem ohne Tote, aber anscheinend funktioniert das nicht. Was „fridays for future", Warnungen, Fukushima und Naturkatastrophen nicht geschafft haben, schafft dieser kleine Virus. Wir sind gezwungen, innezuhalten, nachzudenken, uns auf Wesentliches zu besinnen. Wir sehen: Wirtschaft kann pausieren, wir dürfen durchatmen, das Leben um uns herum ist auf „standby" gestellt und der Himmel fällt uns nicht auf den Kopf. Im Gegenteil: der Kopf wird herrlich frei. Die Umwelt darf regenerieren - blauer Himmel über Peking, Delfine in den Kanälen von Venedig... und auch vor der Haustür explodiert eine kraftvolle Vegetation in wunderschönen Blüten.... es scheint fast, als ob die Natur jubelt!

Wir wollten den Wandel und wir bekommen ihn gerade. Richten wir unsere Visionen auf die Zukunft und willigen wir ein in die Wandlung! Unsere Hoffnung ist, dass auch nach Corona nichts mehr sein wird, wie es war, denn wir erleben gerade unsere große Verletzlichkeit und müssen endlich Allmachtsphantasien verabschieden. Wir hoffen, diese Erfahrung wird uns und die Welt nachhaltig verändern. Wir haben die Lunge der Erde krank gemacht und erfahren gerade in erschreckender Weise, wie sich das anfühlt: die Angst, keine Luft zu bekommen. Die Wichtigkeit von Sauerstoff begreifen wir anscheinend erst durch die Sorge, Sauerstoffgeräte könnten knapp werden.

Wir haben eine Vision, die größer ist als unsere Angst, nämlich unser dreizehntes Machtwort:

„Wir leben unsere Vision. Bestehende Strukturen brechen zusammen. Veränderung ist Not-wendig, wendet die Not. Wandlung ist das Prinzip des Lebens. Lass dich mutig und bewusst auf die Wandlungsprozesse ein. Erkenne deine Vision und lebe sie."

Als wir die Machtworte in die Welt gaben, hatten wir keine Ahnung, wie schnell sie zu Realität werden würden. Unsere Strukturen brechen gerade zusammen. Und das ist gut so. Ein System, das auf stetiges Wachstum baut, muss eines Tages zusammenbrechen.

Wir wollen auch und gerade in der sozialen Distanz näher zusammenrücken mit allen, denen wir verbunden sind – und wir sind mit allen und allem verbunden! Wir sind auch und gerade bewusster verbunden mit den Menschen, die wir lieben; mit den vom Balkon singenden Frauen, Männern und Kindern in Italien; mit allen, die am Virus erkrankt sind; mit allen, die kreative und humorvolle Beiträge zum Geschehen bringen; mit dem Rat der Großmütter und, wie wir erstaunt feststellen, mit den Machtworten, in denen wir viele Fragen, die uns jetzt umtreiben, beantwortet finden.
Großmutter Kristin und Großmutter Arunga und der ganze Rat der Großmütter.

März 2020
und noch dies:
Neben der Sorge um die Erkrankten und die in ihrer Existenz Bedrohten, neben der Trauer um die Toten greift in mir immer mehr Raum die Erkenntnis des Wandels. Ich sehe mehr Empathie, Solidarität, Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Dankbarkeit und Achtung wird Menschen gezollt, die bisher nicht unbedingt im Licht der Öffentlichkeit standen. Alte werden als schützens*wer*t ins Bewusstsein genommen.

Der Himmel über den Städten ist blauer, die Stille tiefer. Kreative Formen der Kommunikation entstehen. Netzwerke verbinden bis dato wildfremde Menschen mit Kerzen in den Fenstern, gemeinsamem Musizieren von den Balkonen und nun auch noch mit dieser Superidee des online-Singens. Dir Arunga und deinen Kolleginnen ganz herzlichen Dank dafür.

Ich sehe vielfältiges "Aufwachen", mit diesem ganz anderen Frühling möge Neues entstehen wachsen und Früchte tragen.

KaraMa